Der österreichische Künstler Heinrich Dunst verhandelt in seinen Rauminterventionen und Performances die Lücke zwischen dem Sichtbaren und Sagbaren, die Unübersetzbarkeit einer Form in eine andere und die Kontextualität räumlicher Präsentationen.
Für die Secession entwickelt Dunst eine neue Installation. Organisierendes Prinzip ist eine diagonal den Ausstellungsraum durchschneidende Wand, die als Träger eines Hypertexts fungiert. Aus verschiedenen medialen Elementen wie Buchstaben aus rosa Dämmstoff, monochromen Gemälden, verfremdeten Alltagsobjekten, einer osmanischen Miniaturmalerei und Kopien zum Thema Hand konstruiert er ein unhierarchisches Bildfeld. Eines seiner zentralen Motive ist das Zeigen und die damit verbundenen Frage nach der Schnittstelle zwischen Verkörperung und Repräsentation.
Offenkundig wird dies etwa in den zwei titelgebenden Buchstaben D und A, die zum einen als an die Wand gelehnte Körper ihr unmittelbares Dasein als Skulptur behaupten, zum anderen zusammengenommen als Wort verstanden werden können und somit als eine symbolische Geste des Zeigens auf etwas Anderes, Abwesendes verweisen. Dunst tastet die verschiedenen semantischen Zuordnungen ab und lässt sie zwischen Materiellem und Konzeptuellem, Sprache und Bild oszillieren. Seine Setzungen sind gleichermaßen als souveränes schriftliches Zeichen zu lesen, als skulpturales Objekt und Spur des Künstlersubjekts zu betrachten sowie im Wahrnehmungszusammenhang mit ihrer räumlichen Nachbarschaft zu verorten.
Die Wurzeln des konzeptuellen Ansatzes von Heinrich Dunst liegen sowohl bei jenen künstlerischen Positionen, die wie Marcel Broodthaers die Wahrnehmungssysteme von Wort und Bild untersuchen, als auch in der Wiener Szene der 1980er Jahre mit ihrem charakteristischen Bestreben, die abstrakte Malerei in den Ausstellungsraum zu erweitern. Dunst verleiht diesen Fragestellungen eine neue Aktualität, wenn er aus den Formen Zuordnungen entwickelt und die Bedeutung der Elemente durch Variation, Überlagerung und Richtungswechsel gezielt in ihrer Eindeutigkeit hinterfragt. Vanessa Joan Müller beschreibt in ihrem Katalogessay seinen spezifischen Modus, durch die räumliche Anordnung den Kontext zu aktivieren: “Weil er weniger auf dem Zitat denn auf der leichten Abweichung von diesem, dem Prinzip von Schnitt und Gegenschnitt oder der kommentarlosen Reihung widerstreitender Konzepte insistiert, erscheinen seine Arbeiten jedoch wie konstante Re-Lektüren, die man sich als eine ins ästhetische Objekt transformierte Form des Lesens und Exzerpierens, Unterstreichens und Blätterns vorstellen sollte. (…) Denn während die sprachliche Bedeutung kontextabhängig ist und sich die Semantik der Wörter durch ihren jeweiligen Gebrauch präzisiert, setzt Dunst auf Offenheit und Variation: jedes Werk wird im Dialog mit den anderen zu etwas anderem. Dadurch entsteht eine Textur sich ändernder / verändernder Relationen; eine zersetzte Repräsentation und abweichende Syntax, die als neue Sprache innerhalb der Sprache quasi deren Außen darstellt.”
Konkret wird dies auch dadurch, dass die Rückseite der Wand vielfach eine Verfremdung und Neuformulierung der Vorderseite darstellt. So wird etwa ein gemalter Balken bzw. eine Durchstreichung verkürzt wieder aufgegriffen oder die Buchstaben D und A werden achsensymmetrisch wiederholt, ihr Material, der rosa Dämmstoff, erscheint aber zugleich an anderer Stelle auch als er selbst in seiner Funktion als Wandverkleidung und noch einmal als gespiegeltes Volumen einer Tonne. Auch wenn die Elemente nicht tatsächlich zusammen gesehen werden können, werden sie doch in der Erinnerung miteinander verbunden. Die Orchestrierung der Elemente im Raum zeigt so zum einen die physische Präsenz von Zeit und Erinnerung auf, zum anderen lässt gerade die Form der Wiederaufnahme des Geschriebenen offenkundig werden, dass und wie sich die aufgerufenen Referenzen verändern.
unst rückt auf diese Weise den Zweifel an den Gewissheiten über das Verhältnis der Sprache zur Welt in den Mittelpunkt seiner Überlegungen und fordert eine Reflexion auf die Konstruktion von Bedeutung heraus. Letztlich legt er damit die der Kunst eigenen Voraussetzungen offen.