Lee Ufan studierte Kalligrafie, Poesie und Malerei an der National University, Seoul, und ab 1956 ostasiatische und europäische Philosophie an der Nihon University, Tokyo. In den 1960er Jahren gehörte er der japanischen Künstlergruppe Mono-ha an. Von 1973 bis 1990 war Lee Professor an der Kunsthochschule Tama in Tokio, 1997 Gastprofessor an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts de Paris. Er erhielt 2000 den UNESCO Preis, 2001 wurde er mit dem Praemium Imperiale für Malerei ausgezeichnet.
Das malerische und skulpturale Werk des Künstlers nimmt mit seinen sparsamen und repetitiven Setzungen Position zwischen amerikanischem Minimalismus und asiatisch geprägter Zurücknahme des künstlerischen Selbstausdrucks ein. Dies geschieht zugunsten einer Beziehung zu einem ungestalteten Außen, dem Reservat des Undefinierten und Aleatorischen.
Für Lee Ufan ist die Repetition des vereinzelten, breiten Pinselstrichs auf leerer Leinwand ein Resonanzraum, der durch die Interferenz von künstlerischem Eingriff und Blankgelassenem zustande kommt. Die Pinselstriche sind weder industriell gefertigt, noch alle gleich, vielmehr sind sie individuelle körperliche Aktion - jeweils ein Atemzug des Künstlers, der im leergelassenen Raum vibriert. Sie stellen Korrespondenzen zu dem Ort her, „wo der Mensch dem begegnet, was über ihn hinausgeht“, so Lee Ufan.
Lee Ufans skulpturales Werk unter dem Titel Relatum kombiniert Stein und Stahl, Findlinge aus der Natur mit industriell gefertigten Metallplatten. Sie stellen eine poetische Entsprechung zum außen her, vermitteln zwischen definierter Anordnung und Ungestaltetem, Undefiniertem, zwischen Gemachtem und Nicht-Gemachtem. Durch das Höchstmaß an künstlerischer Selbstbeschränkung treten sie in einen spirituellen Dialog mit dem Betrachter und vermitteln kontemplative Ruhe jenseits von Reflexion und Vorstellungskraft.
1969 und 1973 vertrat Lee Ufan Südkorea auf der São Paulo Biennale, 1971 war er auf der Biennale Paris erstmals in Europa vertreten. 1977 war er Teilnehmer der Documenta 6 in Kassel, 2007 und 2011 wurden seine Werke auf der Biennale Venedig gezeigt.
Ausgewählte Einzelausstellungen: National Art Center, Tokyo (2022); Dia Beacon, New York City (2019); Hirschhorn Museum, Washington DC (2019); Schlosspark Versailles, Paris (2014); Salomon R. Guggenheim Museum, New York City (2011); Musées Royaux des Beaux-Arts, Brüssel (2008); Yokohama Museum of Art (2005); Musée d’Art Moderne, Saint-Etienne (2005); Samsung Museum of Modern Art, Seoul (2003); Kunstmuseum Bonn (2001); Galerie Nationale du Jeu de Paume, Paris (1997); National Museum of Contemporary Art, Seoul (1994).
Ausgewählte Museumssammlungen: Busan Municipal Museum of Art, Südkorea; Centre Pompidou, Paris; Kröller-Müller Rijksmuseum, Otterloo; Kunstmuseum Bonn; Kunsthaus Zürich; MoMA Museum of Modern Art, New York City; Museum of Contemporary Art, Tokyo; Nationalgalerie, Berlin; Nationalgalerie, Prag; Queensland Art Gallery, Brisbane; Staatsgalerie, Stuttgart; Tate Gallery, London.