Caitlin Lonegans abstrakt gestische Arbeiten verknüpfen auf spannungsreiche Weise Beobachtungen zu Licht, Bewegung, Raum und Zeit. Auf dem eindrücklichen Zusammenspiel dieser spezifischen Momente sind auch die Arbeiten ihrer neuen, erstmalig gezeigten Werkgruppe Rainbow Paintings aufgebaut, die in einer Auswahl im LOGIN der Galerie präsentiert werden. Die zweite Einzelausstellung der US-amerikanischen Künstlerin unter dem Titel 4 pm, Fire Light präsentiert kraftvolle Gemälde und Zeichnungen, die die Illusion eines beständigen, atmosphärischen Raums erzeugen, in dem sich die Wahrnehmung von Licht und seinen Reflexionen verschiebt.
Die Stärke von Lonegans Bildern liegt in der scheinbar zufälligen, expressiven Anordnung von nebeneinandergereihten Farbflächen und Formen, mit der sie malerische Gesten zur Aufführung bringt. Jede Position ist allerdings sorgfältig geplant und gesetzt, erprobt in Zeichnungen, die über Skizzen hinausgehend eigenständige Arbeiten bilden. Die Papierarbeiten entstehen parallel zum Arbeitsprozess an einem Gemälde und halten häufig einzelne Momente fest – reale oder imaginierte. Sie tragen dazu bei, räumliche Illusionen zu artikulieren und können auf mehrere Gemälde gleichzeitig reflektieren – der Einfluss von Malerei und Zeichnung ist ein dynamisch wechselseitiger. Die Künstlerin bedient sich der ganzen Vielfalt von Farben: warme, erdige Töne bis hin zu zarten Blau- und Rosatönen und nur wenige, sehr kräftige Farben strukturieren den Bildraum. Überraschend ist die Verwendung von metallischen Pigmenten, die gemeinsam mit unbehandelten Bereichen der Oberfläche des Bildträgers in die Komposition einbezogen werden.
Die Werke der Rainbow Paintings zeigen, wie Caitlin Lonegan gekonnt die einzelnen Farbflächen in einen lebhaften Austausch mit den gegebenen Lichtverhältnissen bringt. Die immer wieder auftretenden Formen wie Halbkreise, Halbmonde oder Kugeln reflektieren, brechen oder absorbieren das Licht, je nachdem, in welchem Winkel man den Gemälden begegnet oder welche Besonderheiten die Beleuchtung mitbringt. Mal erscheinen sie als einzelne Elemente, mal hat man den Eindruck, sie würden im Lichteinfall auseinanderfallen – je nach Blickwinkel der Betrachter*innen, deren Bewegungen und Positionen im Raum zu einem intensiven Erfahren von Lonegans Bildern führen.
Der Raum, auf den sich Lonegan in den Gemälden und Zeichnungen bezieht, ist ein spezifischer. Er ist schummrig und hell zugleich, mit atmosphärischem, aber diffusem Licht, das von den Seiten hereinströmt und das von der Lichtsituation in ihrem Atelier inspiriert ist. Das Licht war auch entscheidend für die Wahl des Ausstellungstitels. Das im LOGIN gezeigte Gemälde wurde in einer kühlen Jahreszeit begonnen und im Hochsommer in der Hitze beendet, während der herrschende „Feuersaison“ in Kalifornien, als der erschütternd rote Himmel einige Tage lang anhielt. 4 pm, Fire Light ergab sich aus Lonegans Gefühl, dass sich die Tageszeit, die Bandbreite der Saisonalität und die spezifische Erfahrung des Spätsommers und Frühherbstes 2020 in dem Gemälde widerspiegeln.