Exhibition Heinrich Dunst About A B order; 2013 — Galerie nächst St. Stephan

Heinrich DunstAbout A B order

Exhibition
Introduction
Thomas D. Trummer, Director Kunsthalle Mainz
Grünangergasse 1
1010 Vienna
23 Jan9 Mar 2013
Exhibition Heinrich Dunst About A B order; 2013 — Galerie nächst St. Stephan
Exhibition Heinrich Dunst About A B order; 2013 — Galerie nächst St. Stephan
Exhibition Heinrich Dunst About A B order; 2013 — Galerie nächst St. Stephan
Exhibition Heinrich Dunst About A B order; 2013 — Galerie nächst St. Stephan
Exhibition Heinrich Dunst About A B order; 2013 — Galerie nächst St. Stephan
Exhibition Heinrich Dunst About A B order; 2013 — Galerie nächst St. Stephan
Exhibition Heinrich Dunst About A B order; 2013 — Galerie nächst St. Stephan
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Die Ausstellung beginnt mit einem Präludium. Im sogenannten Login-Raum, der sich straßenseitig in der Grünangergasse befindet, ist eine Wand zu sehen, davor lehnen große Kunststoff-Buchstaben, wie sie üblicherweise für Werbeschilder benutzt werden. Weil Heinrich Dunst von „Spielformen“ spricht, ist das Wort „Präludium“ durchaus angebracht. Im Obergeschoß, wo die eigentlichen Räume der Galerie nächst St. Stephan zu finden sind, konkretisieren sich die blassrosa Spielformen. Dunst dekliniert die Schaufenstersituation in Gesten, Modellen, Anwendungstechniken und Formenspielen durch. Wer den Eingangsraum betritt, sieht eine Pressspanplatte an die rechte Längswand gelehnt, aus der der Buchstabe „A“ ausgeschnitten ist. Das Objekt scheint wie während des Aufbaus vergessen. Doch es korreliert mit anderen Gegenständen und Einbauten. Im Raumzentrum ist eine diagonale Stellwand eingebaut. Sie ist im Gegensatz zu dem Sperrholzteil weiß eingefärbt. Auf dieser Stellwand hängt ein Bild, das dieselbe Proportion hat wie die Wand. Das Bild enthält seinerseits ein Element, das wie ein Bild aussieht. Auf diesem Bild im Bild ist nochmals der Buchstabe „A“ zu sehen, ähnlich wie jener, der aus der Pressspanplatte freigeschnitten ist.
 
Für seine Ausstellung in der Galerie nächst St. Stephan arbeitet Dunst klug mit den Spannungen des Sinns, den Problemen von Erst- und Nachrangigkeit, von Einschluss und Ausrahmung, von Herkunft und Abstammung, von Verstehen und Verzweigung, kurz: von den Ordnungen der Bedeutung, dem Akt der Artikulation und der Logik des Sinns. Wie kommen diese Ordnungen zustande, von denen Dunst – immer wieder auf Deleuze und manche paradoxe Denkfigur verweisend – spricht, und wovon handeln sie?
 
Welche Rolle spielt dieses „A“, das Dunst als Leitmotiv in den ersten Raum setzt? Steht der Buchstabe für den Anfang, der wie ein Tor den Eingangsraum eröffnet, oder bezeichnet er eine visuelle Setzung, die weitere bildliche Einschreibungen und ihre Varianten lostritt? Dunst lässt es offen, vielmehr provoziert seine Geste weitere Fragen. Ist dieses „A“ ein souveränes schriftliches Zeichen, ein skulpturales Element oder doch eine Leerstelle des Sinns? Seine lapidare Lage verunsichert weiter. Denn greift dieses „A“, das anwesend und zugleich ausgeschnitten und abwesend ist, nicht über den Gegensatz von Text und Bild, von Signet und Skulptur schon hinaus? Bringt es nicht Verständniskulturen und Sehkonventionen ins Wanken? Denn – ob als Begriff oder Bild, als Ding oder Schablone, als Satz oder als Setzung verstanden – der elementare Buchstabe, den Heinrich Dunst in Versal aufstellt, also als Großbuchstaben zeigt, verweist immer schon auf seine mögliche Übersetzung in einen anderen Verständniskode und damit auf mögliche Zersetzung.
 
Zweifellos: als Bild erinnert der Buchstabe an seine Herkunft im Text, als Text erscheint er vergrößert zum Bild, als Standbild wird er zur Bühne. Nicht zuletzt ist dieses vieldeutige „A“ aber auch Fenster, Durchsicht, Fehlstelle, Leergut, Stückwerk. Aber nicht nur das. Das „A“ greift über die vielfachen Anwendungsbezirke hinaus, indem es sich selbst ins Spiel bringt. Das Selbstspiel betrifft seine Priorität, seine Vorrangigkeit, die es durch die sicht- und lesbare Behauptung selbst infrage stellt. Wie im Titel „About A B order“, der als Schriftzug auf der Stellwand zu lesen ist, verschwindet das „A“ in dem „B“, das ihm nachfolgt, indem es ihm sprachlich die Aufwartung macht. Als Artikel verstanden wird das erste Element zum Diener des zweiten. Dadurch wird die anfängliche Hierarchie umgekehrt. Dadurch wird auch der Anfang umgekehrt. Er tritt an das Ende, so wie der Besucher, der die Ausstellungsräume nach dem Durchgang durch den ersten Raum wieder verlassen muss. Das „A“, das uns Dunst als wiederkehrender Sinnträger zeigt, ist damit nicht statisch wie ein Ding, das nur lehnt, sondern seinem Sinn nach transitiv. Es verweist über den Ort, an dem es sich befindet, hinweg, auf einen anderen Ort. Es ist ein Versal-„A“, das den Beginn einer Trans-Versale anzeigt, der Verkettung von Sinn. Als begriffliches Element setzt es einen Anfang, der aber genau genommen schon nachfolgend und zweitrangig ist.
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  • Markus Wörgötter

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