Ernst Caramelle ist jener Künstler, der die Galerie nächst St. Stephan am längsten begleitet. Nach der von ihm initiierten Gemeinschaftsausstellung Multiples im Jahr 1978, fand 1979 seine erste Einzelausstellung statt. Wir freuen uns nun auf almost untitled, seine achte Einzelausstellung.
Die Ausstellung almost untitled ist beredter als es der Titel vorgibt, stellt sie doch eine Vielzahl an Bezügen her und gibt Auskunft über die Doppelbödigkeit des Phänomens des Sichtbaren. Die Befragung von Realität sowie die Bedingungen von Kunst sind für Ernst Caramelle die Themen, die er seit seinen ersten Ausstellungen Mitte der 1970er Jahre bearbeitet. Dabei untersucht er Produktion und Reproduktion, Wahrnehmung von Kunst und den Kontext der Kunstrezeption.
Unsere Ausstellung spannt einen Bogen von frühen Arbeiten bis in die Gegenwart. Zu sehen ist unter anderem eine 4-teilige Arbeit, die in unserer Ausstellung 1979 ausgestellt war. Sie wurde als Foto in ein Gessopiece integriert, das 1987 entstand und ebenfalls präsentiert wird. Darüber hinaus ist sie auf einer der Fotografien zu sehen, die in einer Vitrine Caramelles Ausstellung von 1979 dokumentieren. Ein weiteres Frühwerk ist die mehrteilige Arbeit „Unverkäuflich“ aus dem Jahr 1976, gleichsam das Programm für Caramelles Arbeiten mit doppeltem Boden und Kommentar zum Kunstmarkt. Die Blätter treffen die kontradiktorische Aussage: „Dieses dreizehnteilige Werk trägt den Titel ‚unverkäuflich‘ ist aber trotzdem käuflich zu erwerben“. „Minimal Art“ ist der Titel einer zweiteilig korrespondierenden Arbeit aus dem Jahr 1987, eine Lichtarbeit von 2011 bezieht sich wiederum auf ein Aquarell aus dem selben Jahr. Mehrere Papierarbeiten und Aquarelle aus den Jahren 2011 – 2017 schließen an die Gegenwart an, jede für sich ein präzises Kleinod, mit scheinbar „ultraleichter Geste“ – dies einer der ironischen Titel – ausgeführt.
In einer anderen Vitrine – Vitrinen sind für Caramelle ein weiterer, intimer Raum der künstlerischen Auseinandersetzung – werden Vorstudien zu noch nicht entstandenen Gessopieces präsentiert, so unter anderem ein Blatt mit dem Titel „Zeit + Raum“, 2011. Sie sind der Vorgriff auf spätere zeitlich-räumliche Sichtbarkeiten.
Eine kleine Zeichnung bildet ein weiteres Scharnier: „R. auf kleiner G.fläche“, 1997. Als „Retrospektive auf kleiner Grundfläche“ ist sie ein Verweis sowohl auf Caramelles erste Ausstellung in unserer Galerie als auch auf seine Retrospektive Ein Résumé, die am 29. November 2018 im MUMOK Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien eröffnet wird. Zu der von Sabine Folie kuratierten Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog.