Bernard Frize nimmt mit seiner „peinture automatique“ in der Diskussion um die zeitgenössische abstrakte Malerei eine singuläre Position ein. Die Ausstellung zeigt Bilder aus verschiedenen Werkzyklen der letzten drei Jahre, die die experimentellen Verfahrensweisen seiner Malerei dokumentieren.
Die Werkzyklen sind die Ergebnisse verschiedener Versuchsanordnungen, die parallel nebeneinander ausprobiert werden. Die Bilder bestechen durch die Transparenz der malerischen Prozesse bis hin zur Vorzeichnung mit Bleistift, dennoch stellen sie den Betrachter immer wieder vor die Frage, wie sie gemacht sind. Das Abbild eines Netz- Flecht- oder Häkelwerks aus verschiedenen Farbsträngen entsteht in einer Art Choreographie. Durchschnittlich vier Personen übergeben sich alternierend die Pinsel, um das Gewebe, die Verknotung oder Verflechtung zu vollziehen. Bernard Frize ist als Maler Alchemist, er lässt sich auf die Zufälle und Konsequenzen seiner Experimente mit dem Malmaterial ein.
„… Mir wäre es lieber, man betrachtet es eher als Spiel. Das heißt, man legt die Teile auf den Tisch und versucht, sie zu kombinieren, zu manipulieren oder sie zu permutieren, um neue Vorschriften zu finden. Oder, anstatt von einem Spiel zu sprechen, könnte ich auch Strategie sagen, kurz, all das läuft in eine Richtung, ich meine damit, dem Wesen der Dinge nachzugehen, während man an ihnen arbeitet. Nicht dagegen zu sein, sondern, im Gegenteil, sie begleitet. Ich kann a priori sagen: wenn ich Malerei betreibe, dann muss ich wirklich so nah wie möglich an den Materialien bleiben. Ich muss das sagen können, was sie mir zu sagen möglich machen. Ich lasse die Dinge auf mich zukommen oder versuche, mich anzuhängen – ich weiß nicht was. Ich kaufe einen 40 Zentimeter breiten Pinsel. Was kann ich mit einem 40 Zentimeter breiten Pinsel tun? Wohin wird mich der Pinsel führen, und was wird er mich sagen lassen, über ihn und über mich, von dieser Begegnung?“
Irmeline Lebeer, Interview mit Bernard Frize, in: Künstler - Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausg. 68, Heft 25, München 2004, übers. von Martine Dallennes. Ungekürzte Fassung frz./engl. in: Bernard Frize, aplat, Katalog zur Ausstellung im Musée d'art moderne de la Ville de Paris, Paris 2003