Ernst Caramelles vielbeachtete Installation auf der diesjährigen Art Unlimited in Basel zeigte die Ansicht eines gemalten Raums, der, abhängig vom Blickwinkel, mit dem Spiegelbild einer Wandmalerei in Verbindung trat, die für den Betrachter nicht direkt sichtbar war.
In unserer Ausstellung verbindet eine Wandmalerei zwei Räume. Caramelles Malerei – ob auf Gesso-Grund, Holz, Karton oder direkt auf der Wand – beschreibt räumliche, durch verschiedene Perspektiven gebrochene Ansichten. Farbige, teils wieder heruntergewaschene Formen spielen formal auf räumlich-geometrische Elemente, auf architektonisches Found Footage an. In einem System der Verdoppelungen, der Spiegelungen und Gegenüberstellungen wird die Wand selbst zum Bild, eine räumliche Illusion folgt auf die andere, das Sichtbare stellt seinen Status in Frage.
Die Befragung von Realität, der Glaubhaftigkeit des Sichtbaren sowie die Bedingungen von Kunst sind für Ernst Caramelle die Themen, die er seit seinen ersten Ausstellungen Mitte der 1970er Jahre bearbeitet. „Art is a fake“ ist seit damals sein Programm. Sein konzeptuell begründetes Werk untersucht in unterschiedlichen Medien – wie Zeichnung, Malerei, Fotografie, Video, Wandmalerei und schier ephemeren Arbeiten mit Sonne auf Papier – den Status von Original und Fälschung, Produktion und Reproduktion, Wahrnehmung von Kunst und den Kontext der Kunstrezeption.
Ernst Caramelle ist rarer Gast in Wien. Neben seinen eindrücklichen Ausstellungen in der Secession (1993) und der Bawag Foundation (2001) trug die Generali Foundation in ihrer Gruppenausstellung „Replay“ (2000) der Bedeutung Ernst Caramelles als Pionier der Medienkunst Rechnung. In unserer Ausstellung zeigt Ernst Caramelle neben der erwähnten Wandmalerei Gesso-Arbeiten, Zeichnungen und Sonnenarbeiten der letzten Jahre.