Das Thema der Skulpturen von Bernhard Buff ist der Versuch, eine dynamische Geste in einem eigentlich statischen Objekt zu implementieren. Es geht um die dynamischen Wechselwirkungen einzelner Elemente im Objekt, wobei wirkungsvolle Kräfte wie die Erdanziehung, die Fliehkraft oder die Trägheit der Masse als handelnde Größen im Raum wirken. Im Vergleich zur kinetischen Kunst, die Bewegung in das statische Objekt brachte, ist Bernhard Buffs gegenläufig: Bewegung zur Ruhe zu bringen.
In ihrem Text „Dynamisch-konstruktives Kraftsystem“ (1922) betonen László Moholy-Nagy und Alfred Keménys die Dynamik als Metapher für Veränderung und Fortschritt: „Deshalb müssen wir an die Stelle des statischen Prinzips der klassischen Kunst das Dynamische des universellen Lebens setzen“ und fordern, die „statische Material-Konstruktion (Material- und Form-Verhältnisse)“ durch die „dynamische Konstruktion (vitale Konstruktivität, Kräfteverhältnisse)“ zu ersetzen.
Beinahe 100 Jahre später versucht Bernhard Buff, all den Fliehkräften – materiellen wie politischen – die die Gesellschaft gegenwärtig umtreiben, in seinen Arbeiten eine unbewegte Anschauung entgegenzusetzen. Wenngleich sie, ähnlich kinetischen Objekten, Balance zwischen Bewegung und Stillstand suchen und beide Zustände gleichzeitig formulieren, so ist der Ruhezustand das angestrebte Ergebnis. Die Dynamik ist stillgelegt und Aufgabe abstrakten Nachvollzugs: „Während der Betrachtung der Arbeiten versucht das Hirn, die einzelnen Bestandteile in einer logischen Kette zu ordnen und zusammenzufügen. Das hieraus vermeintlich resultierende Verständnis des Systems evoziert gleichzeitig eine Neugierde, das Abstrakte in eine reale Erfahrung zu transferieren.“ (Bernhard Buff, 2016)
Geboren 1983 in Bonn, lebt und arbeitet in Wien. 2009 – 2014 Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Daniel Richter, seit 2015 dort Assistent der Klasse Daniel Richter. Nach seiner Einzelausstellung 2014 im Ve.Sch, Wien, ist „Disziplinatores“ Buffs zweite Einzelpräsentation in Wien. Darüber hinaus waren seine Arbeiten bisher in Gruppenausstellungen von Galerien und Off-Spaces in Berlin, Frankfurt/Main, Aarhus, Prag und Wien zu sehen.
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Markus Wörgötter
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