Die Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder ist erfreut, eine Einzelausstellung des chinesischen Künstlers Zhang Peili (*1957, Hangzhou) ankündigen zu können. From…To… präsentiert eine Auswahl von Zhangs Arbeiten, die einen Bogen über die letzten 30 Jahre seines Schaffens spannen, und seine Reaktionen und Gedanken zum soziopolitischen Gefüge der heutigen globalen Gesellschaft aus einer chinesischen Perspektive aufzeigen. In dieser Ausstellung ist eine Auswahl von Zhangs frühen Videoarbeiten vertreten, die zwischen 1988 und 1996 entstanden sind, und die in einem neuen, zum ersten Mal in Europa gezeigten Projekt ihren Nachhall finden. Für „The Annual Report of OCD“ hat Zhang einen digitalen Scan seines Körpers anfertigen lassen und sein Skelett, eine Reihe Organe mitsamt Körperwerten in Marmor, Travertin und weißem Onyx nachgebildet, sowie weitere persönliche Daten und Informationen in Kunstwerke übersetzt. Dieser seit 2014 entstehende „Werkkörper“ bzw. dieses „Körperwerk“ widmet sich sämtlichen statistisch messbaren Informationen, die „Identität“ ausmachen, und verwendet dabei neueste Technologien. Das Projekt spiegelt Prinzipien einer permanenter Optimierung und ständigem Wachstum gewidmeten Welt wider, deren letzter gemeinsamer Nenner im Ethos technologischer Machbarkeit zu bestehen scheint. In einem Moment, in dem Kunst als globale Popkultur eine Funktion bloßer Information einnimmt, tut Zhang Peili nichts anderes: die Übersetzung von purer Information in Kunst.
Zhang Peili hat entscheidende Beiträge zur bildenden Kunst in China und darüber hinaus geleistet: zuerst als Maler in Verbindung mit der Avantgardebewegung ’85 New Wave, dann als konzeptueller Künstler. Er ist allgemein bekannt als der „Vater der chinesischen Videokunst“, blieb aber immer einer der unabhängigsten und am schwersten fassbaren Künstler in China und man kann ihn als einen Künstler für Künstler beschreiben, dessen Werk Malerei, Performance, Installation, Videos und digitale Medien umfasst. Bei der Gestaltung seiner Arbeiten ist sich der Künstler der Kommerzialisierung, Institutionalisierung und ideologischen Vereinnahmung von Kunst bewusst. Entsprechend untersucht er das komplizierte Wechselspiel von Macht und Subversion, das zwischen Kunst, Unterhaltung und sozialen, politischen und kulturellen Apparaten vermittelt.
Mit seiner Reflektion der Realität untersucht Zhang ebenso das Repräsentationsvermögen diverser Medien, darunter Malerei und Video, und wie schnell diese von künstlerischen zu propagandistischen Objekten werden – unter anderem auch für eine Propaganda des Marktes. Im Kern beschäftigt sich Zhang mit dem Wesen und dem sozialen Zweck von Kunst, wobei die Entlarvung von Mechanismen der Machtrepräsentation und ihrer Subversion das Leitmotiv bilden. Eine Ästhetik der Kontrolle, Langeweile und Absurdität ist ebenso Teil der künstlerischen Methode wie Distanziertheit und ein unterschwelliger Humor. Zhangs Arbeiten beziehen sich immer auf spezifische Kontexte und Anliegen und bilden einen beständigen Kommentar zu den sozialen, politischen und kulturellen Verhältnissen in China, besonders in Bezug auf den Prozess der Transformation vom Staatskommunismus zum Staatskapitalismus und der Rolle, die Medien und Technologie darin spielen.
From…To… verdeutlicht seine künstlerische Entwicklung anhand einer historischen Auswahl an Arbeiten, wie etwa 30 x 30, 1988, in der er immer wieder einen Spiegel fallen lässt und dann die Bruchstücke wieder zusammenklebt – diese Arbeit war ursprünglich als Performance bei einem Kongress zur Zukunft der Gegenwartskunst in China geplant. Ausgestellt werden weitere ikonische Arbeiten, wie etwa Document on Hygiene No. 3, 1991, in dem Zhang ausgiebig ein Huhn in einer Schüssel mit Seifenwasser wäscht, und Water: Standard Version from the Cihai Dictionary, 1991. Diese Werke zeichnen sich auch durch einen sozialkritischen Unterton aus, der sich etwa auf das Phänomen der nationalen Hygienekampagnen bezieht und auf inhaltsleere Nachrichtenberichterstattung Anfang der 1990er-Jahre. Gezeigt werden diese Arbeiten neben Uncertain Pleasures II, 1996, einer Installation mit mehreren Bildschirmen, auf denen Finger zu sehen sind, die Körperteile kratzen. Diese in der der Anfangszeit des World Wide Web, entstandene Arbeit repräsentiert etwa die globale Transformation von einer Disziplinargesellschaft in die umfassende Kontrollgesellschaft von heute.
Zhang Peili
Passport & visa endorsement No.1, 2014
Lithografie, Ed. 16/20
2-teilig, je 36 x 51 cm, gerahmt je 48,5 x 63 cm
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Zhang Peili
Passport & visa endorsement No.2, 2014
Lithografie, Ed. 16/20
2-teilig, je 36 x 51 cm, gerahmt je 48,5 x 63 cm
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Zhang Peili
ZPL19-O007 (Intestine-stretched), 2019
Weißer Michelango Marmor
Länge 130 cm
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Zhang Peili
ZPL19-O005 (Lungs), 2019
Weißer Mexikanischer Onyx, Ed. 2/6 + 2 AP
26 x 27 x 22 cm
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Zhang Peili
ZPL19-O001 (Heart), 2019
Weißer Mexikanischer Onyx, Ed. 2/6 + 2 AP
15 x 13 x 20 cm
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Zhang Peili
ZPL19-O004 (Liver), 2019
Weißer Mexikanischer Onyx, Ed. 2/6 + 2 AP
14 x 20 x 23 cm
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Zhang Peili
ZPL19-O003 (Kidney), 2019
Weißer Mexikanischer Onyx, Ed. 3/6 + 2 AP
2-teilig, je 7 x 20 x 13 cm
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Zhang Peili
ZPL19-O002 (Brain), 2019
Weißer Mexikanischer Onyx, Ed. 3/6 + 2 AP
13 x 15 x 16 cm
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Zhang Peili
Urine left in the Gobi Desert, 2019
Fotografie, Ed. 2/8 + 2 AP
2-teilig, je 42,8 x 60 cm, gerahmt je 44,3 x 61,5 x 5,3 cm
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Zhang Peili
My Total Fat Volume, 2019
Giallo Siena Marmor, Ed. 2/6 + 2 AP
21 x 21 x 21 cm
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Zhang Peili
My Total Blood Volume, 2019
künstlicher Kristall, Ed. 2/6 + 2 AP
13 x 13 x 13 cm
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The exhibition takes place on the occasion of curated by 2021.
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