Nach Aneta Grzeszykowskas vielbeachteter Präsentation zweiter Videos im Projektraum und Login (2008) zeigen wir in einer umfassenden Einzelausstellung neueste filmische, fotografische und skulpturale Arbeiten der jungen polnischen Künstlerin, die in meist performativer (Selbst)erfahrung die Möglichkeiten und Grenzen von Identität untersucht.
„Birthday“ ist der Titel ihres jüngst entstandenen Films, der auf Video-Archivmaterial basiert. Das Thema ist der 1. Geburtstag eines Kindes mit den üblichen Ritualen, dem ersten Haarschnitt, Kerzenausblasen und Glückwünschen. Grzeszykowska fragmentiert die Szenen, stellt sie um und verarbeitet einzelne, retouchierte Bilder zur Stop-Motion-Animation. Der neumontierte Film gibt dem originalen Material einen gänzlich neuen Kontext. Gleichzeitig überlagert die Stimme einer Erzählung die Rituale der Geburtstagsfeier, die dadurch ins Unheimliche pervertiert werden. „In the context of the exhibition, private film footage becomes a universal experience, warning about how absolute and dangerous love can become.” (A.G.)
Der Ausgangspunkt für die Fotografie “Untitled” und die Skulptur “Devil” aus dunkelmonochromer Wolle ist ebenfalls autobiografisch. „Devil“ ist die Rekonstruktion einer Puppe, die Grzeszykowska als Teenager herstellte, wobei sie in einer unbedachten Bewegung das Auge ihres Bruders verletzte. Die Fotografie zeigt in einer Leuchtbox das erblindete Auge in Großaufnahme, dessen Pupille sich an einer Stelle auf unnatürliche Weise zur Iris hin erweitert. Das autobiografische Ereignis wird durch die ästhetische Präsentation transzendiert, sie macht Verletzlichkeit zum allgemeingültigen Thema.
Eine Gruppe von monochromen „Puppen“, wie „Devil“ aus Wolle gefertigt, basiert auf fotografischem Archivmaterial aus Grzeszykowskas nächster Umgebung. Die Figurinen tragen exakt die Kleidung aus ihrer Kindheit. Ihr Realismus ist dennoch nicht wörtlich, in einheitlich monochromem Grau werden sie unwirklich, wie aus unheimlicher Ferne. „…these dark figures look like three-dimensional black holes which once took shape of a human being. It would seem, that their materiality is an illusion, that they are only empty, hollow places which just a moment ago were occupied by living creatures”. (A.G.)
Photo
Markus Wörgötter
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