Jessica Stockholder liebt es zu verändern, was wir aus dem Alltag kennen, oder als geordnet und zusammenhängend erscheinen zu lassen, was als Masse chaotischer Informationen alltäglich auf uns einstürzt. Das fertige malerische Objekt stellt einen Ort bereit, an dem man – wenn auch nur für einen Augenblick – den Zusammenfluss eines inneren Lebens mit den konkreten physischen Dingen erfährt.”
Jessica Stockholder, die an der Yale University zunächst Malerei und dann Skulptur studiert hat, formuliert in ihrer abstrakten, komplexen Arbeit die Auseinandersetzung mit beiden Medien: „Es war nicht so, dass ich aufgehört hätte, Bilder zu malen und dann angefangen hätte, Skulpturen zu machen. Ich mache immer noch Bilder, nur dass sie jetzt zugleich Skulpturen sind“. Stockholder kombiniert in ihren „Bildern“ Gegenstände des Alltags und des Massenkonsums, vor allem Hausrat wie Plastikschüsseln, Lampen, Elektrokabel, Sofakissen, Toaster, Teppichbeläge, Kühlschränke etc., zu dreidimensionalen Assemblagen, wobei sie zum Teil nebeneinander-liegende Dinge oder Materialien mit Farbhäuten verbindet.
Ausschlaggebend sind die ästhetischen und formalen Qualitäten der einzelnen Elemente und deren farbliche Anordnung. Farbe wird zu einem beinah subversiven Element. Stockholder formuliert mit Bezug auf Matisse: “Matisse hat mich ganz klar beeinflusst. Ich liebe Farbe, Matisse ist völlig in Farbe verstrickt. Es ist schwierig zu sagen, warum Farbe so aufregend und wunderbar ist, aber ich denke, sie kann es sein. Auch in meiner Arbeit bin ich an Systemen interessiert - daran, wie Dinge organisiert sind und daran, wie dann das System zusammenbricht, außer Gleichgewicht gerät und eigenartig wird. Wie ein Denkprozess in unvorhersehbare Bahnen mäandrieren kann, im Gegensatz zu einem System, das geplant und Allgemeingut ist. Ich glaube, Matisses Gemälde beziehen auch diese Position.“
Jessica Stockholders Einzelausstellungen waren bereits weltweit in renommierten Institutionen zu sehen. Ihre Arbeiten befinden sich in bedeutenden Museumssammlungen wie etwa dem Whitney Museum New York und dem Stedelijk Museum Amsterdam. Ihre Mid-Career-Retrospektive fand 2004 in der Blaffer Art Gallery, University of Houston, und 2005 im Weatherspoon Museum, University of North Carolina, statt. Stockholder ist diesjährige Preisträgerin des „Lucelia Artist Award“, verliehen vom Smithsonian American Art Museum, Washington. In der Begründung der Jury heißt es: „Ihre streng abstrakten Skulpturen ermöglichen dem Betrachter eine physische und perzeptive Begegnung, die einerseits hochgradig assoziationsreich, andererseits entschieden unsentimental ist. Stockholders sorgfältige Abstimmung der Farben ist für ihr Werk ausschlaggebend. Sie lenkt die Aufmerksamkeit nicht nur auf die lebendige Palette von Alltagsgegenständen, sondern reflektiert und belebt auch unsere Erfahrung der Welt“.