Es ist ein Unterschied, das gedachte Bild zu generieren und eine möglichst nahe Entsprechung zum gedachten Bild zu erzeugen oder […] durch eine zuvor entstandene Arbeit auf eine Spur zu kommen.”
Jörg Sasses „Skizzen“ sind das Grundlagenmaterial, das im gesamten Arbeitsprozess den größten Raum einnimmt. Sie basieren auf einem riesigen Fundus von Amateurfotografien oder eigenen Aufnahmen, die bei der ersten Sichtung nur kurz bearbeitet werden und dem Ausgangsmaterial relativ nah bleiben. Nur wenige dieser Skizzen werden später zu „Tableaus“ ausgearbeitet, etwa zehn bis fünfzehn pro Jahr.
In diesen Skizzen versucht Jörg Sasse, dem der Entstehungskontext der anonymen Amateurfotos unbekannt ist, einer konkreten, visuellen Präsenz auf die Spur zu kommen: „Trotz unterschied-licher Motivation und Absicht der Fotografierenden gilt überwiegend der gemeinsame Wunsch, den Augenblick festzuhalten. Nicht mehr als ein Impuls mag der Augenblick sein. Ein heller Moment des Sehens, der erst durch das Ausblenden alles anderen sichtbar wird: zwischen Welt und Fotograf platziert, verspricht die Kamera Konzentration und Transformation. Tatsächlich schleicht sich oft ungewollt etwas von gegenwärtiger Zeit ins Foto, das während seiner Aufnahme nicht von Bedeutung erschien und damit jenseits jeder Absicht im baldigen Betrach-ten keinen Erinnerungswert besitzt. Mit Abstand zu Befindlichkeit und Zeit des (fotografischen) Augenblicks zeigen sich Abbild und Bild gleichermaßen. Die Grundvoraussetzung für jede Skizze, die in ihrer Betrachtung die Flüchtigkeit eines neuen Augenblicks birgt.“