dellbrück ist die installative Besetzung des Raumes (Unterteil), dessen Auslotung allein dem Blick der Betrachtenden gelingt. Die skulpturalen Objekte hätten gerne alles kontrolliert, sind aber – aufgrund technischer Mängel – dazu nicht mehr in der Lage: Also stehen die nur noch so herum. Eine Brücke ist beschädigt (Delle) und kann nur noch eingeschränkt benutzt werden – sie ist eigentlich zerstört, verbindet aber dennoch zwei Punkte und könnte das Trennende überwinden.
Manchmal sind Manfred Pernices Skulpturen mit Gebrauchsgegenständen, Fotokopien oder Zeitungsausschnitten kombiniert und rufen Erinnerungen an Orte ab, stellen Bezüge zu soziohistorischen Kontexten her oder öffnen eine Kette von Assoziationen, die subjektiv und damit nicht eindeutig lesbar bleibt. Sie folgen erprobten Ordnungssystemen, die sich in spezifischen Serien artikulieren, dabei aber stets dem Prinzip der Rekombinierbarkeit folgen. Als räumliche Verortung von Geschichte greifen sie Ortsspezifisches auf und finden in Nebensächlichem oder gar Aussortiertem neue Zugangsformen zu der Komplexität dessen, was gelebte Realität ausmacht. Dieses Netzwerk wechselseitiger Bezugnahmen wirkt geordnet, baut aber gezielte Bruchstellen ein.
Was wir sehen, sind flache runde Objekte, die auf dem Boden stehen. Sie sind mit Sensoren ausgestattet, diese funktionieren aber nicht. Die Skulpturen wollen ihre Position im Raum und unsere zu ihnen bestimmen und scheitern an der eigenen Infrastruktur. Einen Meter über dem Boden hört die Ausstellung dann wieder auf – eine flache Horizontale im Raum, ein inselhaftes Volumen, vielleicht auch das skulpturale Echo eines Vorortes von Köln, dessen Signifikanz in diesem Kontext unscharf bleibt. Es gibt die Andeutung von etwas Dysfunktionalem, das die Objekte in einer vermeintlichen Selbstgenügsamkeit verharren lässt, das aber auch auf eine neue Auslotung ihrer Beziehung zu ihrer Umgebung hindeuten könnte.
Manfred Pernices Skulpturen rekurrieren stets auf ein ebenso wiederkehrendes wie ausdifferenziertes Vokabular aus Formen, das sich seinerseits in wiederkehrenden Konfigurationen präsentiert. Kompakte Volumina, räumlich geordnet, manchmal gereiht oder zur Barrikade arrangiert, in jedem Fall aber installativ in Beziehung zueinander gesetzt, entfalten offene Referenzsysteme, die in momenthaften Konstellationen unsere Gegenwart und ihre Verfasstheit ausloten. Die „dosenförmigen“ oder Container-artigen Arbeiten changieren zwischen skulpturaler und architektonischer Form und könnten zeichenhafte Modelle größerer Systeme sein. Die Raumkörper bestehen aus einfachen Baumaterialien und strahlen eine Vorläufigkeit aus, die ihrem potenziellen Modellcharakter entspricht. Diesen formulieren sie in stabiler Form, insistieren aber darauf, dass ihre Erscheinung bloß eine Möglichkeitsform ist.
Dellbrück ist ein Stadtteil von Köln. Als Ausstellungstitel verbleibt die Ortsangabe indes unverbindlich. Der Name wirkt sprechend, aber das Bild, das er evoziert, führt nicht weit. Eine Brücke, die eine Delle hat, und irgendwo kommt vielleicht der Rhein ins Spiel.