Lonegans Kompositionen gründen auf Skizzen und Zeichnungen, deren Markierungen und Spuren in großformatige Bilder übersetzt werden. Diese Markierungen verweisen sowohl auf die Geschichte der (abstrakten) Malerei als auch auf Lonegans persönliche Reaktion auf den Ort. Ihre Malerei zeigt eine spezifische Art gestischer Abstraktion, die die heroischen Gesten des Abstrakten Expressionismus des vergangenen Jahrhunderts verweigert. Es gibt nichts Heroisches in ihrer Vorgangsweise: jedes Bild erscheint als eine langsam, über einen längeren Zeitraum gesetzte Ansammlung von Markierungen. Sie arbeitet an mehreren Leinwänden gleichzeitig, oft über sehr lange Zeiträume.
Mit einem Grundvorrat an Farben, Leinsamenöl und Spiritus ausgerüstet, bedient Lonegan sich einiger traditioneller Techniken – wie Frottage, Schutzlackierung oder Prägung –, um die Oberflächen zu bearbeiten. Während diese Techniken gelegentlich Zufallseffekte hervorrufen, ist jede Malspur eine kalkulierte Geste, die Lonegan zuvor in kleinen Studien ausprobiert und dann verfeinert auf die größere Leinwand übersetzt. Jede dieser Markierungen der Künstlerin hat eine Provenienz, die Leinwände verändern ihren Standort im Studio. So zeigt die Leinwand das individuelle Materialverhalten der Markierungen hinsichtlich der Art, wie sie im Raum sich bewegt haben oder wie sie Licht reflektieren oder absorbieren.
Lonegans Distanzierung vom Abstrakten Expressionismus ist mehr als eine generationenbedingte Abkehr. Ganz bewusst verweigert sie jedem künstlerischen Programm die Gefolgschaft: „Es ist nicht interessant, wenn du weißt, wo der Künstler steht.“ So fehlt dem Betrachter angesichts ihrer Bilder der Boden. Mit ihren dunklen Farbtönen und den metallischen Reflexen sind die Bilder erdig und unergründlich tief. Das Auge irrt über die Leinwand, während es jede Markierung als das Ergebnis eines Pinselstrichs, einer Farbflut oder einer Sprayfarbe zu entziffern versucht. Diese Gesten schwanken, kollidieren und schlängeln sich in- und umeinander und erzeugen eine anschauliche Desorientierung. (Jen Hutton, Kat. Made in LA 2014, UCLA Hammer Museum)
Man fühlt sich an Georges Didi-Hubermans Ausführungen in Was wir sehen, blickt uns an (1999) erinnert, wonach ein Bild kein dechiffrierbares Gefüge darstellt, das Sichtbare nicht im Lesbaren aufgeht. Aus dieser "Negativität des Visuellen" konstituiert sich eine aktive Beziehung zwischen Bild und Betrachter, die von der gleichzeitigen Präsenz wie Unerreichbarkeit eines Kunstwerks ausgeht. Dieses Wechselspiel aus Sichzeigen und Entziehen gilt es zu akzeptieren, um die Bilder auch zu uns blicken und sprechen zu lassen, damit das, was wir vor uns sehen, stets in uns widerhallt, uns anblickt und betrifft.
Caitlin Lonegan beschreibt eine ähnliche Erfahrung bei der Lektüre von George Eliots Middlemarch (1871), einem bedeutenden englischen Roman aus der viktorianischen Ära. Die Protagonistin Dorothea Casaubon ist Widmungsträgerin ihres Künstlerbuchs. Im Roman wird eine auktoriale Erzählhaltung durch Passagen einer Icherzählung gebrochen, ein „shift“, der in Lonegan nachhallte. “I think when we look at paintings, there’s often this assumption—against our better judgment—that the work is a stand-in for the artist. But for me, I think a lot about where the “I” is in the painting. What’s the position? What’s the voice? What’s the narration?”