Swennens heterogenes Œuvre zielt durch die vielfältigen Chiffrierungen, ikonografischen Bezüge und symbolischen Aufladungen auf die Grenzen der Benennbarkeit hin und erschafft enigmatische Bilder, die jeden Entschlüsselungsversuch in eine erneute Rätselhaftigkeit überführen.
In der dritten Einzelausstellung in der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, zeigt Walter Swennen ein Konvolut früher und aktueller Arbeiten auf Papier sowie eine neue Malerei auf Leinwand.
Worauf rekurrieren Swennens Bilder? Den Rezipient:innen wird es nicht einfach gemacht, da der Künstler eine Bandbreite von Philosophie bis hin zum Comic vorschlägt. Im Mittelpunkt seines Schaffens steht die Überzeugung, dass der scheinbar lesbare Bildinhalt nie ident mit dem Bild selbst ist. Lacan fasst dies in seiner Überlegung, indem er feststellt, dass das Reale das Unvorstellbare ist und nicht ausgedrückt werden kann. Was bilden die Malereien von Walter Swennen nun ab? Die prima causa, also die primäre Bedeutung seiner Malerei, ist die Malerei selbst.
Sich hinter dem Vorhang der Objektivität verbergend, führt uns Swennen durch ein Meer von Bedeutungen und Ebenen, wobei wir die Destination nur erahnen können. Assoziativ und vor allem humorvoll erforschen Swennens Bildräume die Beziehungen zwischen den Symbolen und Zeichen mit der malerischen Oberfläche, die folglich auch als Bezugspunkte und Leitmotive gelesen werden könnten. Wörter und Motive verweisen indes auf andere Bedeutungen.
Swennens Umgang mit den Motiven lässt an eine Art visueller Poesie erinnern, die auf seine frühe Karriere als Dichter zurückgeht. Die Motivik seines Schaffens erwächst wiederum aus einem breiten Repertoire, sowie aus seinem eigenen Werk. Von Bedeutung ist auch die motivische Wiederkehr von Gefäßen, Fortbewegungsmitteln, Umrissen, Clowns und Geistern. Letztere versinnbildlichen ein Bildverständnis von freischwebenden Bedeutungsträgern, die den Betrachter:innen entzogen bleiben.
Viele von Swennens Arbeiten bestehen aus vergrößerten Rekonstruktionen gefundener oder selbst angefertigter Zeichnungen. Die figurativen Elemente in seinen Bildern werden vom Künstler selbst als Images beschrieben. Images, die an vertraute Situationen erinnern, in denen etwas Unergründbares geschah, und Sujets, die im zeichnerischen Prozess ihre Formen verändern.
Die Absenz einer korrekt gesetzten Perspektive und der Verzicht von Tiefe könnten den Eindruck von „flat paintings“ entstehen lassen, die Setzung eines tonalen Kontrasts evoziert jedoch den Eindruck von Tiefe. Partielle Übermalungen strukturieren den Bildraum in einem Prozess des Überlagerns und beginnen den Bildinhalt aufzulösen. Die Frage jedoch bleibt, ob die Bedeutung des einzelnen Bildes gelöst werden muss?